Rettungswegkonzepte neu denken
Ziel
- Kosten senken durch flexible Fluchtwegkonzepte im Wohnungsbau – ohne Einbußen bei der Sicherheit
Funktionsweise
- Das niederländische Baurecht – konkret das Besluit bouwwerken leefomgeving (Bbl) – ersetzt starre bauliche Vorgaben durch funktionale Schutzziele
- Flexibler Rahmen für alternative Brandschutzlösungen, z. B.:
- Abweichung von Standardanforderungen wie zwei notwendigen Treppenhäuser
- Zulässigkeit alternativer Erschließungsformen, wenn die Sicherheit nachgewiesen wird
- Gleichwertigkeitsnachweise („gelijkwaardige oplossing“) als rechtlich verankertes Instrument
- Förderung von innovativen Gebäudekonzepten bei gleichwertigem Sicherheitsniveau
Beispiel Niederlande
- „Stories“ (Amsterdam)
- 10-geschossiger Holzhybridbau mit nur einem Treppenhaus
- Erschließung über offene Laubengänge mit Rauchpufferfunktion
- Sicherheitsnachweis über Gesamtkonzept statt Einzelvorschrift
- Ersparnis laut Evaluation:
- 3.500 bis 11.250 € (3 bis 8 %) je Wohnung durch Reduktion technischer Anforderungen beim Brandschutz, insbesondere durch Verzicht auf zweites Treppenhaus
- Zusätzliche 5.000 € durch Anpassungen beim Schallschutz
- Zusammengefasstes Einsparpotenzial von bis zu 12 % der durchschnittlichen Baukosten von insgesamt 133.000 € je Wohnung
Übertrag auf Deutschland
- Heute: zwei bauliche Rettungswege ab ca. drei Vollgeschossen gesetzlich vorgeschrieben
- Öffnung denkbar durch:
- Pilotprojekte mit Ein-Treppenhaus-Konzepten, kombiniert mit Sicherheitsmaßnahmen
- Experimentierklauseln oder Ausnahmeregeln in Landesbauordnungen
- Langfristig: schutzzielorientierte Systematik analog zum Bbl prüfen und etablieren
Vorteile
- Erhöhte Gestaltungsfreiheit für moderne Bauformen
- Mehr nutzbare Fläche je Gebäudegrundfläche
- Schnellere Planung und Genehmigung, wenn weniger technische Detailanforderungen greifen
Herausforderungen & Grenzen
- Bauordnungsanpassung notwendig
- Akzeptanz bei Bewohnern und Brandschutzbehörden wichtig für Umsetzung